WM-Einblicke von Christian Meissgeier

Nach den intensiven 3 Tagen in Feusisberg mit neun Spielern aus der Bundesliga und Serie A treffen wir uns am Sonntag gestaffelt zum Untersuchungstag in Magglingen. Markus Tschopp hat den Einsatzplan organisiert. Untersucht werden jeweils Herzecho, Blutuntersuchung, allg. Medizinischer Check usw.

Medical Staff:
Daniel Griesser PT, Markus Tschopp Leistungsphysiologe, Roland Grossen Arzt, Cuno Wetzel Arzt, Stef Meyer PT.

Stef und ich befragen jeden einzelnen Spieler nach seinen durchgemachten oder aktuellen Verletzungen und stellen alle Informationen zusammen, sodass wir in Weggis gut vorbereitet die „red Flags“ unter die Lupe nehmen können.

Es stellt sich heraus wie wichtig es sein wird. Der Tag wird lang und intensiv, zumindest für uns beide, da es nach dem Transfer nach Weggis auch gleich mit der Pflege losgeht. Wir haben einen riesengrossen Therapieraum mit 5 Therapieliegen und allen möglichen Geräten für therapeutische Massnahmen und Regeneration. Die Reintegration von Quillo,mit welchem ich mich schon in der Vorwoche beschäftigt habe nimmt auch hier viel Zeit und Energie in Anspruch. Zusammen mit dem Trainerstaff erstellen wir für die Problemfälle  einen genauen Reintegrationsplan. Es macht grossen Spass in einem solch kompetenten Team um Markus Tschopp arbeiten zu können. Die Spieler fahren Ihre von der langen Saison beanspruchten Körper in die Garage und nehmen uns voll in Anspruch. Wir arbeiten die ersten 3 Tage unaufhörlich. Jeden Abend erst nach 23 Uhr Feierabend und im Kreise des Staffs ein dunkles Mitternachtsbier. Die Tage sind ausgefüllt.

Stef und ich teilen uns eine Suite. Unglaublich schön aber bisher noch keine Zeit gehabt sie zu geniessen. Donnerstag: Zusammen mit Markus und dem Konditionstrainer Dominik Baumgartner-Baumi planen wir gemeinsam ein weiteres Training mit entsprechender Steigerung. Dabei ist es immer anspruchsvoll die Belastungsform hinsichtlich des formulierten Ziels zu bestimmen. Alleine mit Quillo auf dem Platz können wir einen weiteren Schritt machen. Dabei bin ich jeweils ziemlich angespannt, geht es doch um Einiges für den Spieler, und auch für uns. Er ist eine wichtige Stütze für uns in jeder Hinsicht! Ihn zu therapieren und reintegrieren macht grossen Spass. Heute abend fahren wir zum Abschlusstraining ins Stadion. Winnie Schäfer der Trainer Jamaicas war schon den ganzen morgen bei uns im Hotel.

Donnerstag 29.5.2014

Da nur das Abschlusstraining im Stadion in Luzern angesagt ist bleibt uns genügend Zeit für weitere therapeutische Sitzungen. Quillo erhält ein Spezialtraining auf dem Platz mit steigernder Belastung und genauer Kontrolle mittels GPS Gurt.Es läuft gut und wir haben Freude an der Entwicklung obwohl es immer anspruchsvoller wird die Belastung zu steuern. Er macht Fortschritte. Die Absprache mit Markus und Dominik bzgl. Belastung ist ein wichtiger Bestandteil. Das Abschlusstraining läuft gut ab und wir sind froh bald alle 23 Spieler fit zu haben. Die Abendpflege dauert wieder bis 23Uhr und im Kreise des Staffs genehmigen wir uns einen Schlummertrunk mit dem Pianisten und gemütlichen Songs. Meinen Wunsch ein Lied von James Taylor zu spielen nimmt der Musiker gerne an. You`ve got a Friend...

Freitag 30.5.2014

Spieltag. Wieder ein Spezialtraining für Quillo. Viele Läufe mit Abschluss. Er ist froh wettkampfnah trainieren zu können. Wir haben Spass. Nachmittags kurze Pflege mit Diego und Stephan.Der letzte Schliff! Das Spiel ist zumindest für unsere Abteilung wohltuend,haben wir doch keine grösseren Verletzungen zu beklagen. Die Stimmung in der Kabine ist ruhig. Die Jungs sind konzentriert, reden viel miteinander und scheinen schon sehr fokussiert zu sein. Zurück im Hotel wird noch um Mitternacht ein Essen serviert.Danach Pflege mit Diego. Um 2 Uhr werfe ich mich ins zu grosse Bett!!

Samstag 31.5.2014

Regenerationstag für die Spieler mit hoher Belastung beim Spiel. Nach einem genauen Plan absolvieren sie einen Regenerationsparcour mit kalten Bädern, Velo,Gymnastik und Massagen in verschiedenen Formen. Die anderen spielen eine Halbzeit gegen Tuggen.Quillos Bein hält der Belastung stand. Ab 15 Uhr haben alle einen freien Nachmittag. Zusammen mit einigen Staffmitgliedern besuchen wir die Fanmeile am Spielfeld. Wir lachen viel und geniessen die Ausgelassenheit.

Sonntag 1.6.2014

Erstes Mannschaftstraining für Quillo. Alles läuft gut. Es hat 1800 Zuschauer,herrliches Wetter und konzentriertes Training. Offensiv und Defensiv wird getrennt gearbeitet. Pflege am Nachmittag. Daniel,Stef und ich harmonieren bestens in der Einteilung des Behandlungsplanes und die Spieler nehmen das therapeutische Angebot gerne in Anspruch.
Bisher steht die Vorbereitung unter einem guten Stern. Während der letzten Turniere hatten wir immer grosse Rückschläge zu verkraften, wie etwa der Beinbruch von Streller oder Frei`s Fussverletzung vor der Abreise nach Südafrika. Hoffen wir dass es so bleibt.

Montag 2.6.2014
10 Uhr Training im Kraftraum mit Quillo und spezifischen Übungen für die Rumpfmuskulatur. Danach beginnen wir mit den Vorbereitungen für den Transport des medizinischen und therapeutischen Materials nach Brasilien. Das Abschlusstraining soll der letzte Test sein, geplant ist ein 30 Minuten Einsatz für Quillo. Dominik und ich lassen ihn noch etwas spezifisch arbeiten. Alles läuft gut. Auch das Abschlusstraining ohne Verletzungen überstanden.

Dienstag 3.6.2014
Spieltag. Wir helfen dem Materialteam um Tinu Suter beim packen,dabei wird immer viel gelacht. Eine unglaubliche Menge Kisten stapelt sich im "Spielraum" um den Tischtennistisch, welcher immer rege benutzt wurde. Quillo ist zudem der unbestrittene Flipperkönig.
Für das Spiel bin ich als Feldphysio vorgesehen und hoffe auf keinen Einsatz.Die Peruaner gehen ziemlich zur Sache und Stef und ich schauen dabei immer kritisch zu.
Alles gut,auch die Verletzung von Steve erweist sich nur als starker Schlag auf den Unterschenkel, nachdem es zuvor schlimmer ausgesehen hatte.
Nach dem Spiel absolvieren die belasteten Spieler den Regenerationsparcour und die restlichen eine Training im leeren Stadion. Quillo macht alles mit und die 20 Einsatzminuten
schafft er ohne Probleme.
Es gibt noch Teigwaren in der Kabine und danach endlich nach Hause.Roland Grossen bringt mich nach Meinisberg und um 2 Uhr falle ich ins Bett.
2 Tage frei oder so ähnlich da in der Praxis Büroarbeit auf mich wartet.

Wir treffen uns in Zürich.Radisson Hotel.Ein letztes Training auf Schweizer Boden im Letzigrund ist angesagt. Es ist schon brasilianisch heiss, noch mit wenig Luftfeuchtigkeit.

Nach einem Nachtessen gehts zum direkten Check In. Wir haben 23 gesunde Spieler an Bord und sind glücklich darüber. Business zu fliegen ist schon was Schönes und Stef und ich geniessen diesen Komfort in vollen Zügen.

Der Nachtflug in speziell mit Namen bestickten Pyjamas geht im Fluge vorbei!!
Den Zwischenstopp in Sao Paulo verbringen wir in einer für die ankommenden Mannschaften speziell angelegten riesigen Lounge. Nochmal 2 Stunden bis Porto Seguro.

Die Fahrt zu unserer Unterkunft führt über 30 km an herrlichen Stränden vorbei. Man sieht den Spielern die Freude über Kommendes förmlich an. Unser Quartier ist Teil eines grossen Ferienkomplexes, bestens gelegen und die Zimmer oder besser kleinen Bungalows um einen Pool angelegt. Ein speziell für uns eingerichteter überdeckter Bereich mit freien Gewichten und Velos schliesst den Bereich seitlich ab.

Stef und ich teilen uns wieder ein Bungalow. 2 Schlafzimmer mit Wohnraum direkt über den Therapieräumen gelegen. Wir richten unsere Räume ein mit 5 Therapieliegen, einem Arztzimmer mit Apotheke und einem Regenerationsraum mit Lymphdrainageplätzen, Kaltwasseranwendungen und dergleichen.
Am Abend hält der Coach nochmal eine Rede und macht auf entscheidende Dinge aufmerksam, welche für die Spieler an einem solchen Turnier zu beachten sind.

Pflege am Abend wie üblich für uns Therapeuten bis 23 Uhr. Der JetLag lässt mich sofort einschlafen, weckt mich aber auch schon wieder um 6 Uhr. Ich geniesse die Morgenstunde auf dem Hometrainer und kann immer wieder Spieler beobachten welche schlaftrunken aus den Bungalows kriechen und sich sichtlich wohl fühlen.

Die Akklimatisation beginnt. Markus Tschopp erklärt alle wichtigen Details und wir organisieren bereits die verschiedenen Verantwortlichkeiten. Für uns gibt dies noch zusätzliche Aufgaben wie Kühlwesten bereitstellen, Eistücher vorbereiten, Eisbäder nach jedem Training organisieren, speziell gekühlte Getränke vorbereiten usw.

Dienstag 10.6.2014

Wir simulieren einen Tag mit allen Abläufen wie sie am ersten Spiel sein werden.
Anpfiff 13.00. Essenszeiten, reduziertes Aufwärmen, Zusatzmassnahmen gegen die Hitze und betreuende Massnahmen am Spielfeldrand. Eine echte Hauptprobe.
Ein Spiel des Teams A gegen das Team B. Alle Massnahmen werden vorbesprochen.
Unglaubliches Zusammenspiel im Staff ist gefragt. Das Spiel ist hochintensiv 2 mal 30 min. Wir stellen fest, dass die zusätzlichen Massnahmen mit der anwesenden Manpower nur noch knapp zu bewältigen sind. Wir werden gefordert sein.

Es ist 17.00. Die Sonne geht schon unter, der Wind frischt auf. Ich sitze am Strand an unserem reservierten Teil und schaue ins Meer hinaus. Vor mir richtet gerade das SRF das Studio ein für Markus Tschopp im Interview. Ich fühle mich gut. Es klappt alles bisher, wir haben eine super Stimmung im Staff und auch die Spieler rücken zusammen.
Am Abend geniessen wir im Kreise des Staffs eine Grillade am Strand, mit kühlem Bier und einer "Caipi" als Schlummertrunk.
Die Spieler unternehmen was zusammen.

Mittwoch 11.6.2014

Nach Gruppeneinteilung für die Regeneration haben die Spieler einen freien Tag.Sie vergnügen sich am Pool. Abwechselnd erscheinen sie in der Therapie zur Pflege.
Granit, Fabian und Quillo sind die ersten. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung in unserem Innenhof mit Wasserspielen,Tischtennis und Musik. Der Modus soll nochmal runtergefahren werden bevor es richtig los geht. Glücklicherweise ist die Internetverbindung nicht optimal. Das fördert die Phantasie. Die Jungs verbringen den Tag um den Pool. Er soll bewusst draussen verbracht werden, mit viel trinken um den Organismus an die klimatischen Verhältnisse heranzuführen.

Donnerstag 12.6.2014

Wir trainieren nochmal in Poro Seguro. Die Intensität steigt und einiges wird in den Trainingsspielen ausgetragen!! Gelson motiviert mit seiner unvergleichlichen, positiven Art alle Mitspieler. Er hat ein sonniges Gemüt. Das Eröffnungsspiel verfolge ich mit einigen Staffmitgliedern, Steve von Bergen und Stephan Lichtsteiner an der Strandbar. Zuvor machen wir noch Erinnerungsphotos mit meinen beiden Kollegen Stef und Markus. Erste Annäherung der Spieler angesichts der fraglichen Schiedsrichterleistung beim Brasilien Spiel.

Freitag 13.6.2014

Es hat die ganze Nacht geregnet und die Feuchtigkeit am Morgentraining ist enorm.
Die Spieler trinken wie Kühe und Jean Benoit ist voll mit der Bereitstellung der gekühlten Getränke beschäftigt. Stef und ich bereiten wie immer die Eisbäder vor. 100kg Eis benötigen wir jeweils, da das Wasser lauwarm in die Wannen fliesst. Die Spieler geniessen das kalte Bad ( 12°C ) sichtlich. Zurück im Resort wird schleunigst gepackt. Der Flug nach Brasilia wartet. Wir fahren mit dem Bus direkt aufs Rollfeld und werden dort auch nach 1.30 Minuten in Brasilia abgeholt. Der Bus wartet schon und ist auch genau gleich beschriftet. Unglaublich. Eskorte von 8 Polizei Motorrädern - Harleys... , einem Notfallfahrzeug, 2 Polizeiautos und einem Helikopter. Wir logieren in einem tollen Business Hotel am See. Anderes Ambiente eben, aber gute Abwechslung!
Essen - Einrichten der Physio und Pflege bis 23.00.

Samstag 14.6.2014

13.00. Abschlusstraining im Stadion. Die Anspielzeit soll nochmal gefühlt werden. Ein Tempel von Stadion. Herrlich. Ich geniesse jeweils das Abschlusstraining, hat es doch immer ein spezielles Ambiente und die Akustik hat etwas spannendes.
Das Klima ist mit Europa vergleichbar. Das hilft. Schrecksekunden nach einem Zusammenstoss von Yann und Djourou. Das übliche Spiel am Ende geht auch ohne Verletzung über die Bühne. Alles gut gelaufen. Wir haben alle 23 Spieler gesund am Start. Ein Novum! Abends nochmal Check Sitzung des Staffs für das erste Spiel. Die ständigen Übertragungen der anderen Spiele versetzen die Jungs endlich in den Wettkampfmodus. Es ist höchste Zeit. Das Team A ist bekannt und alle anderen ziehen am selben Strick.  Spätabends schon wieder Packen der Physio, da das Material schon um 9.00 verschoben wird. Ein Teil Porto Seguro, ein Teil Stadion. Es ist 24.00. Heute beginnt die WM!
Mein Modus ist ebenfalls dort wo er sein muss.

Sonntag 15.6.2014:

Spieltag. Spezieller Ablauf mit Hauptmahlzeit um 9.30. Mal sehen ob ich meine traditionellen Spaghetti nature mit Olivenöl runterkriege. Hauptsache die Spieler machen es!
Stef und ich haben um acht Uhr die Kühlwesten aktiviert und in die Kühlbox gelegt. Das Material ist schon auf dem Weg ins Stadion. Vier Stunden vor Anpfiff fahren Tinu,Jean Benoit und "Budi" Abatangelo los um die Kabine mit allen Details vorzubereiten.
Es steckt soviel Vorbereitung drin!
Die Fahrt ins Stadion wird wieder von 8 Polizeifahrzeugen, 3 Helikoptern und einem Notfallwagen begleitet.
Die Vorbereitung in der Kabine läuft ruhig ab. Kein Wort zuviel. Tapen, Lockern und Mobilisieren sind die Hauptaufgaben von uns Physios. Als Physio 1 vorgesehen bereite ich meine Feldtasche vor und spreche mich mit Cuno ab.
Es wird ein Auswärtsspiel werden. Viele gelbe Ecuadorianer Fans sind da.
Wie die Mannschaft komme auch ich nicht so recht auf Touren. Erst das Gegentor rüttelt auch mich auf!
Das Fieber beginnt. Die Pausenansprache des Trainers ist wie immer ruhig und sachlich. Er betont die Stärken von uns und macht auf 2,3 Details aufmerksam.
Seine Einwechslungen fruchten, und das Last Minute Tor von Haris lässt uns total ausflippen. Ein WM Auftaktspiel in der letzten Minute zu gewinnen kann was auslösen!!
Hoffen wirs.
Nach dem Spiel die üblichen regenerativen Abläufe. Jeder des Staffs hat seine Chargen und es gibt keine Hektik.
Rückflug nach Porto Seguro und Ankunft um 21.00 mit Musik und Champagner vom Hotel offeriert.
Danach gemütliches Zusammmensitzen des Staffs. Einige Spieler spielen Poker am Pool.
Das Bad um Mitternacht im strömenden Regen tut gut.
Ein Sieg - ein schöner Moment!!

Montag 16.6.2014

Pflege der 11 am meisten belasteten Spieler nach genauem Plan von Markus. Alle 3
Physios sind bis 14.00 ausgebucht.
Shaq und Ricci sind locker drauf und bringen Stef und mich mehrmals zum Schmunzeln.
Die anderen Spieler absolvieren ein Training in Porto Seguro.
Essen 14.00. "Die Deutschen wären nicht die Deutschen" hört man die Spieler sagen, angesichts des Spieles welches im Esssaal übertragen wird.
Am Nachmittag werden wir etwas durchatmen.
Ab 20.00 erneute Grillade an der Strandbar mit einigen Spielern und gemütliches Zusammensitzen auf unserer Terrasse mit Quillo, dem Routinier und einem Bierchen.
Ab morgen beginnt die Konzentration aufs nächste Spiel in Salvador, bei sicher grösserer Hitze.

Dienstag 17.6.2014

Nachmittagtraining 16.00.
Ein Teil des Staffs trifft sich frühmorgens um den Pool. Etwas Morgengymnastik tut gut.
Ich schlafe jeweils sehr gut  bin aber jeden morgen um 6.30 wach,dafür abends stets ziemlich müde. Die Morgenstunde geniesse ich nachwievor.
Morgens etwas Pflege. Stephan Lichtsteiner lässt sich mobilisieren.
Wasserspiele am Pool. Fox und ich gegen Gögi und Granit.
Gemütliche Stimmung bei Allen.

Mittwoch 18.6.2014

Morgentraining. Abfahrt 9.15.
Einige vom Staff treffen sich am Pool. Die Internetverbindung klappt besser so früh da alle Spieler noch schlafen. Wir haben nun sogar eine Nespresso Maschine zur Freude von Fox,Stef und mir!
Das Training ist sehr heiss, die Eiswürfel für die Bäder schmelzen dahin.
Die Aufstellung für das Spielchen lässt einiges vermuten für die Startaufstellung am Freitag.
Wir beobachten dies immer sehr aufmerksam.
Nach dem Training kurzes ausdehnen für Granit und Diego.
Nach dem Essen gibts ein Beachvolley Spiel für den Staff. Wir lachen viel. Alle fliegen durch die Luft und ab und an sieht es etwas "ungelenk" aus.
Ab 17.00 wieder Pflege. Steve,Diego,Quillo und Fabian warten.
Danach packen für Salvador! Es geht weiter.

Donnerstag 19.6.2014

Reisetag.
Ich bin schon um 5.45 wach und entschliesse mich eine Stunde zu trainieren. Mit Musik und gar noch ein FaceTime mit meiner Frau.
Wir beladen gemeinsam die bereit stehenden Camions für den Transfer nach Salvador um 8 Uhr.
Danach Frühstück mit den köstlichen Mango Schnitzen. Einfach lecker. Nach und nach trudeln die Jungs ein und sind wie immer wortkarg in den Morgenstunden!
Fahrt zum Flughafen direkt auf die Startbahn. Kurzes Check In und schon sind wir wieder in der Luft. Auf das allzu weiche Sandwich verzichte ich..
Nur 50 Minuten dauert der Flug und in Salvador landen gleichzeitig die Franzosen. Ein riesen Polizeiaufgebot begleitet die beiden Busse zu ihren Hotels. Einrichten, Essen und ab ins Training. Erneute 50 Minuten Busfahrt durch den regen Verkehr, an Armenvierteln vorbei zum imposanten Stadion, ohne Halt versteht sich!!
Abschlusstraining mit der morgigen Startformation!?
Wir checken die Räumlichkeiten für die Massnahmen nach dem Spiel. Ich werde Physio 3 sein. Also Kabinendienst, wenn nötig.
Die Spieler sitzen nach dem Training in der Kabine und schauen gebannt auf den Monitor, auf welchem gerade das Spiel England-Uruguay gezeigt wird. Ein weiterer Favorit bleibt wohl auf der Strecke.
Abends nochmal Pflege vor und nach dem Nachtessen. Der Coach besucht uns in der Physio und wechselt ein paar Worte.
22.30. Schlummertrunk auf meiner Terrasse. Das Meer rauscht!

Freitag 20.6.2014

Spieltag. Schon um 7Uhr aktiviere ich die Kühlwesten mit Musik von James Taylor. Stef ist etwas "muderig", da tut ihm der Schlaf gut.
Nach dem Essen gönne ich mir ein Bad in den Wellen und tanke Energie. Ich werde sie brauchen können!!
Die Fahrt zum Stadion wird wiederum von 3 Helikoptern begleitet und unzähligen Fahrzeugen welche alle Zufahrtsstrassen blockieren. Ankunft im Stadion mitten in der Stadt an Favelas vorbei. Kontraste rundherum.
50 Minuten kein Wort zu hören. Auch während der Spielvorbereitung herrscht Ruhe. Die Konzentration ist hoch. Die Abläufe in der Therapie sind eingespielt. Die Spieler treffen regelmässig zum Tapen,Stretchen oder Mobilisieren ein.
Wir formieren uns im Kreis und motivieren ein letztes Mal. Ich hoffe dass sich keiner verletzt. Es kommt anders! Nach 10 Minuten finde ich mich mit Cuno und Steve von Bergen in der Kabine wieder und wir versorgen sein blutendes Augenlied. Er wird zur Abklärung ins Spital gefahren. Ich begleite ihn, eine schwierige Mission, sprechen von den 7 Ärzten gerade mal 2 etwas Englisch. Er wird genauestens untersucht und ich versuche den Kontakt zu unseren Ärzten im Stadion aufrechtzuerhalten. Steve ist tapfer, aber mit zunehmenden Schwinden seiner Einsatzchancen sinkt auch seine Moral. Ich versuche ihm beizustehen und weiche nicht von seiner Seite.
Es herrscht eine Riesen Hektik. Zuviele wollen was sagen. Ich schicke einige raus. Die Akustik ist schrecklich. Steve übergibt sich.
Der Befund ernüchternd: Fraktur am Orbit.
Dazwischen werden uns ständig die Zwischenresultate von irgendwelchen Handys durchgegeben. Es geht uns schlecht. Wir schaffen es nach langem hin und her mit Blaulicht direkt aufs Rollfeld. Die Mannschaft trifft auch ein. Der Coach begrüsst Steve und die Mitspieler muntern trotz des Spiels auf.
Im Flugzeug kann ich endlich loslassen, höre Leonard Cohen und blicke in die dunkle Nacht.

Samstag 21.6.2014

Wunden lecken! Das Regenerationsprogramm ist inzwischen Normalität. Die Spieler erscheinen in 3 er Gruppen in der Physio und Daniel,Stef und ich kämpfen uns durch!
Unterschiedliches Verarbeiten der Spieler kennen wir mittlerweile. Wir hören viel Selbstkritik! Gespräche und Analysen bei den Routiniers.
Nachmittags löst sich die ganze Frustration auf und die Kräfte werden mit Zusammensitzen, Reden und Spielen aufgetankt.
Auch bei uns im Staff! Wir spielen ein BeachVolley. Revanche wollten die anderen. Denkste! Steve schaut mit einem Auge zu und macht wieder seine lustigen Sprüche. Er ist ein grosser Spieler.
Nach dem Essen fahren 8 Staffmitglieder ins nahe gelegene Porto Seguro. Strassenfest.
Es fällt buchstäblich ins Wasser. Es regnet in Strömen und wäscht auch bei uns den letzten Frust weg.
Auf der Taxifahrt zurück lachen wir alle herzhaft.
Wir sind zurück.
Die Mannschaft wird die Köpfe zusammenstecken, da bin ich mir sicher!

Sonntag 22.6.2014

Etwas Ausschlafen. Bis 8.30 im Bett. Unglaublich! Nach dem Frühstück Pflege für Michael,Quillo,Fabian und Diego.
Mir gefällt die Dynamik. Die Spieler reflektieren viel und erkennen dass wir wieder zu unseren Stärken finden müssen. Organisation in der Defensive und erst dann umschalten. Nicht umgekehrt!
Jetzt sitze ich da, im Esssaal wegen WLAN. Neben mir Peter Knäbel und Fox, der Goalietrainer.
Er arbeitet an einem Motivationsvideo für Diego. Die Arbeit im Hintergrund ist riesig. Jetzt muss sie auf dem Platz auch Früchte tragen. Die Spieler sind gefragt!

Montag 23.6.2014

Reisetag!
Morgentraining in Porto Seguro. Die Stimmung scheint mir wieder besser. Konzentriert im Training, das Spiel intensiv und wenig negative Körpersprache sind zu sehen.
Die Eisbadchefs Stef und ich sind lockerdrauf. Der vor 2 Wochen bestellte Karren für den Eistransport ist immer noch nicht da. Wir lachen nur noch und schleppen die Säcke in die Kabine. Wir haben die Tonne Eiswürfel geknackt seit wir hier sind!!
Zur Feier des Tages gönne ich mir am Ende auch ein Bad. 12°  3 Minuten. Wohltuend!
Der 3.5 Stunden Flug Richtung Manaus am Amazonas ist langweilig. Das beste zu Beginn ist die Aussicht auf diese dichten Wälder rundherum. Ach ja Brasilien!
Der Klimaschock beim Aussteigen ist vorprogrammiert. Feuchtwarme, dicke Luft. Nicht mehr bei uns denke ich mir. Das Hotel liegt mitten in der Stadt. Von meinem Zimmer im 14.Stock sehe ich das Stadion, diese sinnlose Investition. Der hiesige Klub spielt in der 4.Liga.
Nach dem Essen noch kurze Pflege von Diego und Fabian.

Dienstag 24.6.2014

Ich denke viel an Steve. Er wird heute operiert. Tun das die Spieler auch? Er wäre gern hier.
Der Staff entschliesst sich in der nahe gelegenen Mall etwas shoppen zu gehen. Wir schwärmen aus und finden uns im Havajana Shop wieder. "Was kostet der Laden hier"
wäre eine angemessene Frage gewesen.
Ich bin gespannt aufs Abschlusstraining heute. Werden zuvor noch unsere Kühlmassnahmen besprechen. Das muss klappen morgen. An uns soll es nicht liegen, die Jungs sollen aus dem Vollen schöpfen können. Sie werden es brauchen können. Die Honduraner sind heiss.
Wir auch.
Während der Vorbereitung in der Kabine, Warm Up Hauptprobe für morgen, spüren Stef und ich förmlich wie die Stimmung in den Wettkampfmodus kippt, in einer positiven Art.
Die Blicke der Spieler sind verändert. Nach der Bekanntgabe der Startaufstellung des Coaches sehen wir auch die enttäuschten Gesichter der Einwechselspieler!
Die Qualität des Trainings ist super und wir haben am Spielfeldrand unsere Freude daran.
Die Jungs stecken die Köpfe zusammen. Diego, Lichti und Gögi sprechen zur Mannschaft!
Jetzt sind wir bereit.
Rekordbegleitung zum Hotel. Neben dem üblichen Helikopter sperren 11 Motorräder abwechselnd die Zufahrtsstrassen. Staus deswegen sind die logische Folge.Wir fahren ohne Halt in 20 Minuten zum Hotel zurück.

Abends noch Besprechung des Staffs! Die Kühlmassnahmen sollen greifen. Zusätzliche Eistücher für den Spielfeldrand werden geplant. Stef wird Physio 1 machen, ich die 2 und Daniel die 3. Die Chargen werden verteilt. Hektik soll vermieden werden.
Spätabends noch Pflege von Granit. Stef macht den letzten Schliff bei Valon und Daniel bei Gögi. Rituale!
Quillo kommt in die Physio und bringt bereits wieder positive Energie herein, nachdem er die erste Enttäuschung weggesteckt hat. Ein grosser Spieler, an seinem fünften Turnier!!

Der Staff genehmigt sich noch ein oder zwei Bierchen. Wir haben 22 Spieler an Bord. Das ist eine tolle Situation und wir sind ein klein bisschen stolz darauf.

Mittwoch 25.6.2014

Spieltag!
Die übliche Vorbereitung. Das Spiel beginnt 16.00 Ortszeit.
Videositzung um 10.30.
Zuvor aktivieren wir die Kühlwesten und packen alles zusammen. Stadionmaterial und PortoSeguro Kisten werden verladen.
Alles läuft ohne Probleme ab. Der Coach meinte gestern der Staff mache hier eine Doktorarbeit. Unsere Arbeit wird geschätzt. Auch von den Spielern.
12.00 Hauptmahlzeit. Gerade jetzt! Noch 4 Stunden!
Es geht los! Totenstille im Bus, Zusatzgetränke (Saltix) werden verteilt. Am Strassenrand und auf den Balkonen viele winkende Menschen. Für sie ein Höhepunkt schon nur unseren vorbeifahrenden Bus zu sehen. Und wir mittendrin!
Wir haben bereits entschieden die Hälfte des Warm Up unter der Leitung von "Baumi" in den Kabinengängen durchzuführen um keinen unnötigen Substanzverlust zu haben. Die Spieler sind hochkonzentriert und halten sich an den akribischen Ablauf. Minutengenau läuft alles nach Plan, so wie der Countdown der FIFA, welcher an der Wand hängt.
Als Physio 2 werde ich während des Spiels zusätzlich die Bedürfnisse der Einwechselspieler abdecken. Zusätzlich werden wir Eistücher bereit halten sobald ein Spieler Flüssigkeit holt. Die meiste Zeit des Spiels stehe ich rechts von der Bank um sofort bereit zu sein. Shaq schiesst uns zum Sieg. Im Zentrum ist er für mich unberechenbarer. Für den Gegner auch!
Pause. Alle Kältemassnahmen kommen zum Tragen. Kühlwesten, Eistücher, eisgekühlte Getränke. Die Spieler werden erst versorgt, sind noch hitzig und gestikulieren. Der Coach wartet mit seinen Bemerkungen zum Spiel bis sich die Gemüter und Körper etwas abgekühlt haben.
Wir feiern den Sieg und nach den bangen 2 Minuten Nachspielzeit der Franzosen können wir unsere Freude erst richtig zeigen.
In der Kabine umarmen wir uns. Lichti spricht von einem seiner schönsten Siege, weil die "Mannschaft und der Staff an einem dicken Strick gezogen haben!"
Diego sitzt glücklich aber sichtlich erschöpft in der Physio und macht seine Downregulation.
Fahrt zum Flughafen, kurzes Check In.
Es wartet ein ( von mir bestelltes)  kühles Bier, die üblichen Säfte bleiben stehen oder frei nach Quillo " chasch de Hase geh "!!
Wieder schaue ich in die Nacht. Unten das Lichtermeer von Manaus! Irgendwo da unten ist der Amazonas. Verrückt. Er ist kein Thema.
Eher Argentinien! Mit einem Lächeln.
Zurück im Hotel ist an Schlaf noch nicht zu denken. Um 3 Uhr essen wir in einer dezimierten Staffrunde noch eine Pizza. Das Essen im Flugzeug war wieder ungeniessbar.
4.15. Bettruhe.

Donnerstag 26.6.2014

Ausschlafen bis 9 Uhr. Ich wecke mich mit einem kühlen Bad im Pool. Fox schleicht sich zerknittert dazu und trinkt seinen Espresso. Fabian surft bereits im Netz.
Stille Freude herrscht.
Der Regenerationsplan greift wieder und wir spüren dass das Spiel viel Substanz gekostet hat. " Ich bi im Elend" hören wir häufig. Wir kneten, dehnen und mobilisieren alle Spieler durch.  Dafür sind wir da.
Die Spieler erhalten frei am Nachmittag. Wir also auch, obwohl es bereits 16.00 ist.
Trotzdem, ich freue mich auf diese Tage und der Vorbereitung auf das Achtelfinale.
WM Brasilien, Achtelfinale, Argentinien, Sao Paulo!! Das ist fast nicht zu toppen.
Oder Doch?

Freitag 27.6.2014

7.00. Ich mache zum ersten mal meinen Strandlauf mit Blues im Ohr und geniesse jeden Schritt. Mein Knie hält! Vielleicht muss ich das wieder öfter tun. Fehlen tuts allemal!

Nach dem Frühstück noch Pflege von Ricci, Valentin und Fabian. Ein trainingsfreier Tag ist angesagt, zur Freude aller. Eine kleine Delegation des Staffs fährt ins nahegelegene Feriendorf. Rumschlendern in "normalen Kleidern", das erste mal seit Wochen.
Markus, Stef und Roland gönnen sich einen Lobster. Auf der Fähre mit den Einheimischen fühlen Stef und ich sowas wie Ferien. Der kleine Brasilianer schlürft genüsslich den Kokossaft.
Zurück im Hotel sind immer noch einige Spieler vergnügt am Pool. Andere in Porto Seguro am shoppen.
Ab morgen beginnt der Spannungsaufbau für das Spiel gegen Argentinien. Wir haben uns entschlossen unser BaseCamp in Porto Seguro aufzulösen, da ein eventueller Viertelfinal in Brasilia stattfinden wird. Philä und auch die "Materialisten" haben alle Hände voll zu tun. Eine logistische Herausforderung. Wir werden morgen unsere medizinischen Kisten packen. Wir haben mittlerweile Routine.
Philä neben mir erstellt gerade die Zimmerliste für Sao Paulo.

Samstag 28.6.2014

Morgentraining nach etwas Hometrainer am Pool.
Viel Lust ist in den Gesichtern nicht zu sehen. Normal nach einem freien Tag.
Nach dem wie üblich hervorragenden Programm von Baumgartner Domi kommt auch schon der Ball ins Spiel und mit ihm auch die Freude. Es sind halt Fussballer!
Die Aggressivität im Spiel ist bereits zurück. Leider verletzt sich Mario ohne Einwirkung am Knie. Ich bin währenddessen wieder mit den Eiswürfeln beschäftigt als er weinend in die Kabine geführt wird. Ein harter Schlag für ihn. Die erste Diagnose wird am Nachmittag durch ein MRI bestätigt. Kreuzbandriss. Die Spieler scharen sich nach dem Training um ihn und stehen ihm bei. Aufmunternde Worte sind zu hören. Seine WM ist vorbei!
Am Nachmittag schauen alle ziemlich verstreut das spektakuläre Spiel Brasilien gegen Uruguay.
Danach räumen Stef und ich die Kaltwasserbecken weg. Quillo und Fabian messen sich derweil im PingPong. Dazwischen Pflege von Diego, Fabian und Yann. Die Torhüter sind jeweils ziemlich erschlagen nach ihren vielen Tauchern ins Gras. Das Training von Fox ist sehr variabel.
Der Abend ist bestimmt durch sortieren und packen des gesamten Materials.
Schlummertrunk im Resort im engen Kreis. Markus und Baumi sind immer dabei..

Sonntag 29.6.2014

Reisetag mit Morgentraining. Das letzte in Porto Seguro.
Ich bleibe mit den Materialisten, Philä, Budi und Markus im Resort um beim Beladen des Trucks zu helfen.
100 Kisten werden verladen. Sortiert nach Prioritäten. Spiel, Viertelfinal in Brasilia oder Schweiz ( kleingeschrieben! ) .
Übrigens schreibe ich zusammen mit Markus an der Strandbar während wir auf die Rückkehr der Mannschaft warten.  
Aufbruchstimmung ist zu spüren. Es ist Zeit für eine weitere grosse Aufgabe.
14.30 Abfahrt zum Flughafen Richtung Sao Paulo.
Die Sandwiches sind wie immer ungeniessbar. Ich begnüge mich mit einem Riegel, höre Mark Knopfler, über den Wolken.
Ankunft Sao Paulo. Wie immer 10 Meter neben dem wartenden Bus. Schwer bewacht und mit riesen Eskorte. Wir fahren ohne Halt ins nahegelegene Hotel Mercure.
Ein gewaltiges Aufgebot an Polizei und Militär vor dem Hotel. Mir scheint die Bewachung nimmt proportional zur Grösse der Stadt zu.
Wir richten uns schnell ein nachdem das Gepäck, fein säuberlich angeschrieben, eingetroffen ist. Drei Räume stehen zur Verfügung, für alle Szenarien.
Unser vorgereister Koch hat wieder die traditionelle Gerstensuppe zubereitet. Das Essen ist irgendwie sorgfältiger zubereitet als in Porto Seguro.

Montag 30.6.2014

Abschlusstraining 14.30.
35 Minutenfahrt durch den Verkehr von Sao Paulo. Alles steht still für uns. Die dreispurigen Gegenfahrbahnen werden sogar angehalten!!
Ein tolles Stadion mit einer riesengrossen Kabine. Wir bereiten das Indoorwarmup vor.
Das Training gefällt mir nicht. Die Intensität ist nicht so hoch. Hauptprobe eher misslungen. Ein gutes Omen? Ich hoffe es!
Am Abend die obligatorische Staffsitzung um die Abläufe beim Spiel nochmal durchzusprechen. Die Kältemassnahmen reduzieren sich angesichts des europaähnlichen Klimas.
Am Abend noch Pflege von Granit. Stef behandelt gleichzeitig Shaq. Ausgelassene Gespräche der Jungen mit uns. Sie haben die Jahrgänge meiner Kinder, das ergibt mitunter spezielle Situationen. Neu aber spannend!
Der harte Kern des Staffs findet sich zu später Stunde im Materialraum. Budi Abatangelo ist währenddessen am Drucken der Badges der Fifa, welche er erst heute erhalten hat. Wir sitzen vergnügt um ihn herum und machen Sprüche. Mit einem Bier versteht sich.

Dienstag 1.7.2014

Das grosse Spiel wartet. Die Hiobsbotschaft des Verlustes des Bruders von Othmar macht alle betroffen. Die Spieler zeigen Mitgefühl.
Alles geht schnell heute. Das Spiel beginnt 13.00 Ortszeit. Hauptmahlzeit 9.30. Teigwaren!
Guten Morgen. Trotzdem esse ich wie immer die "blutten" Spaghetti mit Salz und Olivenöl. Auch ich habe meine Rituale, wie viele Spieler an einem solchen Tag.
Abfahrt 10.50. In 30 Minuten. Ich bin etwas nervös.
Die Fahrt ins Stadion dauert länger als von uns vorgesehen. Die verlorene Zeit machen wir mit speditivem Tapen und sonstigem, schnellen Vorbereiten der Spieler wett. Die Kabine ist vorbereitet. Persönliche Beschriftung der Spielerplätze wie immer. Eine grosse Schweizer Fahne hängt an der Wand. WarmUp in der Kabine. Ein extra Kunstrasenraum ist dafür vorgesehen. Es fehlt an nichts für ein gutes Spiel.
Ich gehe nur kurz nach draussen um etwas Stimmung zu schnuppern. Diego begleite ich wie immer in die Kabine nach dem Aufwärmen und reiche ihm die nötigen Dinge. Abläufe eben!
Er hält noch eine Ansprache im Kreis. Dann gehts los.
Wir spielen gut. Diszipliniert und kompakt. Der Schiedsrichter hat bei Entscheidungen gegen uns eine andere Körpersprache. Das gefällt mir nicht. Ich zähle die strittigen Entscheidungen. Messi wird von ihm geschont. Es macht mich nervös.
Ich sollte mich besser aufs Spiel konzentrieren. In der Pause herrscht Stille. Die Eistücher werden in aller Ruhe verteilt. Der Trainer spricht die wichtigsten Punkte an, wie immer sehr ruhig. In der Pause zur Verlängerung dehne ich kurz Fabian und helfe beim Verteilen der Getränke und Gels. Stef macht einen Verband für Valon.
Die tragische 118 Minute. Wir hätten eine grosse Chance gehabt im Penaltyschiessen. Die Jungen haben viel Selbstvertrauen. Blerims Pfostenschuss lässt mich auf die Bank sinken.
Vorbei! Der Traum ist geplatzt. Die Enttäuschung in der Kabine ist unvorstellbar. Einzelne bedanken sich nach einer Weile und machen die Runde durch die Spieler und den Staff.
Gögi, Quillo und Diego sind die Ersten.
Aufräumen hilft mir zuweilen in diesen Situationen, obwohl ich dann irgendwas planloses tue.
Im Vorbeigehen klatscht man sich betreten ab. Irgendetwas hat diese Mannschaft heute trotzdem gewonnen, vielleicht nachhaltiger als wir uns jetzt gerade vorstellen können.
Auf der Fahrt zurück höre ich langsam wieder Stimmen hinten. Ich sitze neben Michi Lang. Wir tauschen unsere Kopfhörer und lenken uns mit Musik ab.
Den Abend verbringen wir alle zusammen in einem nahegelegenen Restaurant und werden mit Blaulicht und Eskorte dorthin geführt.
Die Stimmung hellt sich auf und es wird langsam wieder gelacht. Solche Spiele schweissen auch zusammen denke ich und schaue schon wieder nach vorne. Jede Umarmung ist aber wohltuend.
Danke für das tolle Spiel sage ich Diego - Danke für Alles gibt er mir zur Antwort!

Mittwoch 2.7.2014

Schlafe bis 8 Uhr. Eigentlich wollte ich was machen, ziehe aber das Frühstück vor. Wir packen die Kisten gemeinsam und stapeln sie im Hauptlager.
Im Lift treffe ich den Coach. Er muss zur Pressekonferenz. Seine Letzte!
Nach dem Essen hält er noch eine Ansprache. Er bedankt sich bei Allen für die angenehme Zeit, das Vertrauen und die Zusammenarbeit. " Ich habe jede Minute genossen!"
Der Abflug ist 18.00. Bis dahin werde ich die Zeit totschlagen. Es fehlt mir die Lust in dieser Riesenstadt was zu unternehmen.
Und überhaupt, es ist vorbei. Fortsetzung in der Schweiz!

Donnerstag 3.7.2014

Wie immer ein angenehmer Flug in der Business Class.Schon auf dem Weg zum Flughafen halten Stef und Markus einen PowerNap. Die Plätze angeschrieben. Natürlich Meyer/Meissgeier. Wir können uns bedienen lassen und stossen mit unserem Kollegen Daniel Griesser an. Er hat sich entschieden nach dieser WM als Physiotherapeut aufzuhören. Gut 20 Jahre war er Physio der Nationalmannschaft und ist auch schon 1994 in den USA dabei gewesen. Stef legt sich schon bald flach und schläft sofort, während ich noch den Medicus mit einem Gläschen Wein anschaue.
Einige Spieler schlafen in den von der SWISS offerierten, angeschriebenen Pyjamas!

Back home again!
Der Empfang im Hallenstadion ist herzlich und selbst die Spieler spüren dass wir irgendwas bewegt haben in der Schweiz. Wir werden direkt ins Stadion gefahren.
Wir alle freuen uns mittlerweile auf unsere Angehörigen. Die Niederlage sitzt zwar noch im Nacken, aber wir sind auch sechs Wochen von unseren Familien getrennt gewesen. So gesehen überwiegen schon bald wieder positive Gedanken.
Ein kurzer Schwatz mit den Vätern von Diego und Fabian.
Die Kinder einiger Spieler belagern verständlicherweise ihre Väter.
Die Tochter von Diego kann nicht verstehen dass ihr Vater schon wieder ein Interview geben muss und wird von Marco von Ah auf die Bühne gebracht. Es ist in diesen Situationen sicher nicht immer einfach für die Spieler den Spagat zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Privatem zu machen, aber es ist eben auch Teil des Geschäftes.

Das "normale" Leben hat uns wieder! Wie immer nach einer solch intensiven Zeit bleibt eine Leere übrig welche sehr schwer zu beschreiben ist. 6 Wochen haben wir in dieser vielleicht künstlichen Welt gelebt, fremdbestimmt mit Tagesprogramm und 23 verschiedenen Charakteren. Stef und ich haben uns während der meisten Zeit das Appartement geteilt und bestens harmoniert. Kommilitonen wie früher.
Viele Emotionen, positive wie negative, gilt es zuerst zu verarbeiten.
Die Vorbereitung in Feusisberg und Weggis war geprägt durch das Heranführen von Quillo an die Vollbelastung. Er durfte letztendlich mit an sein fünftes Grossturnier, erhielt aber leider keine Einsatzminute. Die Zusammenarbeit mit Dominik,Markus Tschopp und ihm war sehr professionell und hat grossen Spass gemacht.
Das Last Minute Tor gegen Ecuador - die Verletzung von Steve im Frankreichspiel mit dem folgenden Spitalaufenthalt und das Ausscheiden in letzter Minute gegen Argentinien war eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Die Zusammenarbeit innerhalb des Staffs war die ganze Zeit schlichtweg toll. Das haben auch die Spieler gespürt und geäussert.
Die Dynamik innerhalb des Teams während des Turniers ist jeweils eine äusserst spannende Sache und es war auch in diesem Turnier entscheidend. Das Team hat sich gesteigert und hat die nötigen Lehren aus den ersten beiden Spielen gezogen. Dazu braucht es Leaderfiguren wie Diego, welche die nötigen Punkte ansprechen. Das hat geholfen.

Wir haben trotz des Ausscheidens, trotz dem bleibenden Gefühl "es wäre mehr drin gelegen" etwas gewonnen was uns vielleicht für die nächste Qualifikation helfen könnte!
Zu Hause soll die Begeisterung enorm gewesen sein. Trotz Social Medias können wir jeweils die Stimmung kaum nachvollziehen.
Mal sehen. Ende August treffen wir uns schon wieder. Das nächste Turnier wartet
8.9.2014: Schweiz - England!!